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Trainingswohnungen, getrennte Unterbringung nach Geschlechtern und mehr Betreuung beantragt

Piraten beantragen neues Konzept für die Unterbringung von Wohnungslosen in Witten

Blick in ein Zimmer in der Unterkunft Am Mühlengraben
Blick in ein Zimmer in der Unterkunft Am Mühlengraben

In der Sitzung des Sozialausschusses am 6. November ab 17 Uhr im Wittener Ratssaal geht es um die städtischen Wohnungslosenunterkünfte. Die Piratenfraktion beantragt ein neues Konzept für die Unterbringung der betroffenen Menschen.

Ein Zimmer in der Unterkunft Am Mühlengraben
Ein Zimmer in der Unterkunft Am Mühlengraben

Recht auf menschenwürdige Unterbringung

Wer wohnungslos wird, hat in Deutschland ein Recht auf ein Dach über den Kopf und eine menschenwürdige Unterbringung. Die Kommunen sind verpflichtet, dafür entsprechende Plätze vorzuhalten. In Witten geschieht dies derzeit insbesondere durch die Wohnungslosenunterkunft in der Straße Am Mühlengraben. Das derzeitige Konzept sieht vor, dass die Menschen selbständig leben. Sie sind trotz multipler Problemlagen wie psychischer Erkrankungen oder Suchterkrankungen weitgehend sich selbst überlassen. Sozialarbeiter der Caritas suchen die Menschen unregelmäßig auf und unterbreiten ihnen Hilfsangebote, die Stadt kümmert sich im Wesentlichen um ordnungsrechtliche Belange und die Instandhaltung.

„In der Unterkunft leben Menschen teils auf engsten Raum. Es herrscht eine Stimmung der Gewalt und es gibt viel Vandalismus. Da dort sowohl Frauen als auch Männer leben, kommt es auch zu sexuellen Übergriffen. Die Menschen beeinflussen sich in dieser Umgebung gegenseitig negativ, was es weiter erschwert, aus der Situation wieder heraus zu kommen. Immer wieder gerät die Unterkunft in die Schlagzeilen, wenn jemand auf die Zustände dort aufmerksam wird.“so Ratsmitglied Stefan Borggraefe, der die Piraten im Sozialausschuss vertritt.

Grundlegende Rahmenbedingungen müssen sich ändern!

„Es gab und gibt immer wieder ehrenamtliche Bemühungen, den Menschen dort zu helfen. Diese stoßen unter den herrschenden Bedingungen aber schnell an ihre Grenzen und erzielte Verbesserungen waren oft nur von kurzer Dauer. Ohne eine Änderung der grundlegenden Rahmenbedingungen wird sich die Situation nicht nachhaltig ändern.“so Borggraefe weiter.

Trainingswohnungen statt Sammelunterkunft

Die Piratenfraktion beantragt, dass die Stadt Witten ein neues Konzept für die Unterbringung bis Mitte 2020 erstellt. Dabei soll die Stadt Witten prüfen, wie eine besser getrennte Unterbringung von Frauen, Männern und Paaren ermöglicht werden kann. Weiterhin sollen Wohnungslosen mit guten Resozialisierungsaussichten Trainingswohnungen als Unterbringung angeboten werden.

„Diese Trainingswohnungen sollen so gestaltet sein, dass sie der Landschaftsverband Werstfalen-Lippe für ambulantes betreutes Wohnen anerkennt. Diese Form der Unterstützung mit dem LWL als Kostenträger würde mehr Betreuung für die betroffenen Menschen nach Witten holen ohne den städtischen Haushalt zu belasten. In der derzeitigen Unterbringung steht diese Möglichkeit nicht offen, da sie sich zu sehr von einer normalen Wohnsituation unterscheidet.“erklärt Borggraefe die Idee dahinter.

Für Menschen, die noch nicht bereit für eine Trainingswohnung sind, soll die Möglichkeit einer besser bewachten und betreuten Unterbringung geprüft werden. Weiterhin sollen Maßnahmen geprüft werden, wie Wohnungslosigkeit vermieden werden kann.

Stadt Hattingen zeigt: es geht!

Die Vorschläge lehnen sich an einem Konzept der Stadt Hattingen an, welches Ende 2018 im dortigen Sozialausschuss einstimmig von der Politik verabschiedet wurde und derzeit umgesetzt wird. Auch die Wittener CDU-Fraktion hatte bereits im Jahr 2010 beantragt, die Menschen aus der Unterkunft Am Mühlengraben „umzuquartieren“. Damals hieß es in der Begründung des Antrags, dass „der Wohnstandard […] nach Begutachtung als äußerst schlecht zu bezeichnen” sei. Der Antrag wurde zurück gezogen, nachdem die Stadt erklärte, dass „nach der Überplanung des gesamten Bereichs voraussichtlich nach 2011 eine Wohnbebauung dort nicht mehr vorgesehen sein wird.


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Stefan Borggraefe erläutert den Antrag im Video

„Die damalige Planung der Stadt wurde offensichtlich immer noch nicht umgesetzt. Die Unterkunft besteht weiterhin und der Wohnstandard ist weiterhin schlecht. Jeder Tag, an dem die Zustände so bleiben, wie sie sind, bedeutet vermeidbares menschliches Leid. Vandalismusschäden und zahlreiche Feuerwehr- und Polizei-Einsätze belasten nicht nur die direkt betroffenen Menschen, sondern auch Solidargemeinschaft und Steuerzahler. Der Stadtrat muss seiner Verantwortung gerecht werden und darf nicht weiter tatenlos zusehen!“appelliert Borggraefe.

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