Die Piratenfraktion Witten will mit einem Antrag die Verwaltung beauftragen zu prüfen, wie man den Jugendlichen mehr Raum in der Innenstadt verschaffen kann. Im Jugendhilfeausschuss am 3. November soll diskutiert werden, wie man bestehende Jugendräume besser an die Bedarfe anpassen kann und wo neue entstehen könnten. Es soll unter anderem geprüft werden, auf welche Förderprogramme man zugreifen kann.
Hoher Bedarf in der Innenstadt
Gerade in der Innenstadt besteht ein hoher Bedarf, wie auch aus dem aktuellen Demografie- und Sozialindex hervorgeht und die Konflikte rund um den Rathausplatz zeigen. Schon in der Auswertung des „Jugendforums Innenstadt“ von 2018 berichten Jugendliche davon, sich in der Innenstadt als störend zu empfinden und durch den Mangel an (sicheren) Außentreffpunkten an ungeeignete Orte wie Spielplätze auszuweichen. Im gesamtstädtischen Vergleich leben in der Innenstadt überdurchschnittlich viele Jugendliche mit besonderen Unterstützungsbedarfen.
Prävention statt ordnungsrechtlicher Maßnahmen
„Wir wollen und müssen weg davon, ständig die Probleme zu betonen und ordnungsrechtliche Maßnahmen und Überwachung als Mittel der Wahl zu sehen. Vielmehr muss die Prävention in den Vordergrund rücken, was nur gelingen kann, wenn bei der Entwicklung der Innenstadt auch junge Menschen „mitgedacht“ werden und entsprechend Raum für sie geschaffen wird“
Elaine Bach, Ratsmitglied der Piratenfraktion und Mitglied im Jugendhilfeausschuss
Der Piratenfraktion ist bewusst, dass die Akteur.innen der offenen Kinder- und Jugendförderung in Witten bereits ihr Bestes tun, um die Bedarfe junger Menschen aufzufangen. Umso mehr muss die Stadt aber zusätzliche Ressourcen schaffen, um die nicht zuletzt auch durch die Pandemie gestiegenen Bedarfe zu decken. Es muss deutlich werden, wie ernst die Stadt Jugendliche nimmt.
Neue Stellen für Streetwork ein erster guter Schritt
Positiv sehen die Piraten, dass die Stadt dieses Jahr auf ihren Antrag hin Stellen für Streetwork geschaffen hat.
„Damit ist ein erster Schritt getan. Gemeinsam mit den Streetworkern müssen Ideen erarbeitet werden, wie man Jugendliche besser abholen und ihnen Räume und Anlaufstellen geben kann. Wir haben große Hoffnungen in die zukünftige Arbeit der Streetworker. Sie werden jedoch auch langfristig mehr personelle Unterstützung benötigen.“
Elaine Bach
Auch wenn es grundsätzlich darum geht, dass sich Witten dazu bekennt, allgemein mehr Raum für Jugendliche zu schaffen, fordern die Piraten auch, sehr konkret über ein adäquates Jugendzentrum in der Innenstadt nachzudenken. Das Haus der Jugend, das zuletzt zu einem Cliquentreff umgewandelt wurde, hat hierdurch begrenzte Möglichkeiten. Mit dem Fokus auf eine jüngere Zielgruppe und den für Jugendliche eher unattraktiven Öffnungszeiten ist das Angebot nicht ausreichend und sollte ggf. wieder ausgebaut werden.
„Das Haus der Jugend ist schon länger kein Jugendzentrum im eigentlichen Sinne mehr und persönlich und räumlich überlastet. Dort ist man sicherlich maximal engagiert, es muss aber darüber gesprochen werden, wie man die Arbeit dort in Bezug auf Jugendliche stärkt oder zusätzliche Angebote schafft.“
Elaine Bach

Im Jugendhilfeausschuss wollen die Piraten zudem anregen, über einen Präventionsrat nachzudenken. Gerade vor dem Hintergrund der sich verhärtenden Diskussion bezüglich „Problemjugendlicher am Rathausplatz“ könnte ein runder Tisch mit allen bereits aktiven Akteuren mehr Sachlichkeit und konstruktives Handeln in das Thema bringen. Die Devise muss dabei sein, die Jugendförderung zu stärken, um nicht zuletzt die Jugendhilfe zu entlasten. Städte wie Augsburg und Emden haben mit einem solchen Präventionsrat bereits gute Erfahrungen gemacht.